Close
Weinbau: im Trend – damals und heute

Weinbau: im Trend – damals und heute

Bild- & Schriftquellen zu Weinbau, -konsum & -handel in Altbayern mit saisonal-regionalem Bezug

Das jährliche Weinfest in Wasserburg am Inn vor einigen Wochen sorgte für die Inspiration, bekannte und weniger bekannte Bild- und Schriftquellen mit regionalem Bezug zum Thema Wein- und Festkultur im fürstlich-herrschaftlichen Kontext zur Sprache zu bringen. Dazu verleiteten bereits die in der Ankündigung erwähnten historischen Bezüge:

Im Jahr 1464 sind in den Quellen 43 Weinschänken nachweisbar. Aus dieser Tradition heraus versteht sich auch das Weinfest als Fest der Wirte. Nicht nur Romantiker genießen auf den Straßen, Plätzen und in den Arkadengängen in der mit bunten Lichtern geschmückten Altstadt am letzten Samstag im Juli ihren Wein in diesem besonderen Ambiente.[1]

Weinfestbesucher
Weinfestbesucher in den Arkadengängen des ‚Kernhauses‘ (dazu unten mehr) am Marienplatz. Foto: Stadt Wasserburg am Inn / Fremdenverkehrsverein

Die vom Fremdenverkehrsverein organisierte Stadtführung am Vorabend des Weinfests zur Wasserburger ‚Weingeschichte‘ – bis heute lebendig nicht zuletzt durch den am Burgberg gedeihenden Wein – war dann Auslöser zu eigenen Recherchen, die wie so oft mehr Erkenntnisse und verfolgenswerte Spuren erbrachten als zu Beginn erwartet.

Kernhaus
Kernhaus und Marienplatz im Abendlicht – ideale Startbedingungen zur Weinführung.  Foto: Verf.

Urspünge des Wasserburger Weinbergs im Schlossgarten

Als ideales Quellenbeispiel zum Einstieg ins Thema eignet sich hier die bereits im Beitrag zu verschwundenen Badehäusern herangezogene Erwähnung eines im Auftrag Herzog Wilhelm IV. von Bayern († 1550, reg. ab 1511) eigens aus dem ‚fernen‘ Esslingen nach dem oberbayerischen Wasserburg beorderten Weinzierls: dieser hatte den Weinberg auf dem Südhang unterhalb des Schlosses zum Inn hin neu anzulegen.

Im Rechnungsbuch des Jahres 1541, betitelt mit „Beschrehybung des Schlos |pau Wasserburg durch | mich wolf Graf Zu Öttingen verricht vnd | ausgeben[2], heißt es nämlich:

Dem Marthen von Essling als er des
weinpergs halben hin vnnd wider
Zogen, Zerung geben

Der Wasserburger Weinberg war Teil des frisch angelegten Schlossgartenareals, das im Rahmen der umfassenden Neu- bzw. Umbauprojekte von Schloss und Kasten der Burg Wasserburg unter Herzog Wilhelm IV. entstand.

Für Divertissement sorgte in diesem neuen, vom übrigen Südhang unterhalb der Burg- bzw. Schlossanlage abgetrennten Gartenareal zudem das erwähnte Badehaus sowie eine Schießhütte und ein angrenzender Tiergarten, so dass das Ganze den Eindruck einer Art fürstlich-privaten, frühneuzeitlichen Vergnügungsparks macht:

Burganlage Wasserburg
Ansicht der Burganlage Wasserburg am Inn 1585 (Ausschnitt), markiert: Bereiche des ehem. Weinbergs, des Badehauses und der Schießhütte (alle abgegangen) sowie der ‚Kastenleite‘.   Abb. aus: Heimat am Inn, Jahrbuch des Heimatvereins e. V. für Wasserburg am Inn und Umgebung, Bd. 30 /31, Wasserburg a. Inn 2011, S. 156. Bearb.: Verf.
Ansicht der Burganlage
Ansicht der Burganlage von Süden heute, markiert: Bereich des ehem Weinbergs.
Foto & Bearb.: Verf.
Foto: Verf.

Die Bauleitung beim Ausbau des Schlosses und dazugehörigem Gartenareal oblag dabei in der Abschlussphase oben zitiertem Graf Wolf (II.) von Oettingen, Schwager des Herzogs und Pfleger auf Wasserburg und Kling.[3] Erwähnung findet der Weinberg nochmals im Jahr darauf, wo in diesem Bereich des Hangs am Inn ein Rad als Lastenaufzug für Baumaterial errichtet wurde:

In dieser Woch hat man ain hüllzen
Rath in den Weinperg gemacht damit
man etlich groß maurstain vom wasser
herauf zog
[4]

Zeitgenössische Darstellung eines Radkrans, in Funktionsweise ähnlich dem Exemplar im Wasserburger Weinberg –  passender Weise hier im Einsatz zum Verladen von Weinfässern. Monatsbild Oktober, Kalendarium eines flämischen Stundenbuches (Brügge)
1. Hälfte 16. Jahrhundert
Rekonstruktion eines Radkrans nach obiger Darstellung. Quelle: Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 Author: Donarreiskoffer.

Diese Konstruktion erfüllte offenbar ihren Zweck, denn bald darauf wurde an Sonntag nach Misericordia domi(ni)

abermals Im Weinperg vnnd der
schüeshüttn Zemaurn angefanng(en)
[5]

Die Schießhütte angrenzend an den Weinberg unterhalb des Schlosses, Ausschnitt aus der Ansicht der Burg Wasserburg 1585.

Laut der nachfolgenden Einträge gelangte 1543 auch der Bau der Schießhütte zu erfolgreichem Abschluss. Die Ausstattung wurde von Hans Renner vollendet:

So ist Maister Hannsen Renner der die Schues-
hütn vnnderm Weinperg aufgeZinert mit
dem negstn aller notturft des hollzwerchs
verdingt vnnd bezalt worden
Mer haben Maister vnnd Zimmergeselln
auf di Schueshütn Fürstwein verzert
[6]

Ein zeitgenössischer Meister gleichen Namens gilt als Vater des (Buch)malers Narziß Renner; er gehörte Generation und Umfeld Hans Mielichs an, dessen Vater Wolfgang wiederum bereits als Maler bei der Ausstattung von Kasten und Schloss in Wasserburg[7] nachweisbar ist. Angenommen, Renner war wie damals üblich sowohl als Bildhauer als auch als Maler in verschiedenen Berufsfeldern tätig, dürfte sich so die Identität des obigen für Wasserburg genannten Meisters erschließen. Das auf Narziß zurückgehende Gebetbuch für Susanna von Bayern , Schwester Wilhelms IV. und Ludwigs X., gibt einen Eindruck der Rennerschen Kunst und unterstreicht durch Entstehungskontext und Durlacher Provenienz zudem die Badisch-Wittelsbachischen Verbindungen, die sich in vielerlei Hinsicht in Wasserburg nachvollziehen lassen.

Handelsbeziehungen & Konsumgeschichte

Die Geschichte des Weinbaus in Wasserburg kann mit dem Vorbild Esslingen zwar nicht konkurrieren, wo der Weinbau bereits 777 urkundlich Erwähnung findet. Es verwundert daher umso weniger, dass man sich im traditionellen Weibaugebiet des Neckartals nach einem Experten umsah.

Blick auf die Burg oberhalb Esslingens, ‚historisch gewachsener‘ Weinberg im Vordergrund, rechts der ‚Dicke Turm‘ , links die ‚Hochwacht‘. CC BY-SA 4.0, Foto: MoritzEt.

(Vgl. weiterführend Weinbau und Weinabsatz im späten Mittelalter. Forschungsstand und Forschungsprobleme) Noch dazu liegt dieses nicht allzu weit der Heimat Jacobäas von Baden, seit 1522 Wilhelms Ehefrau, deren Herkunft bei der Expertensuche mit eine Rolle gespielt haben mag.

Zudem war Bayern seit jeher ein Hauptabnehmer des Esslinger Weins; mit Weinbau und -Handel als Hauptgrundlage der städtischen Wirtschaft im Mittelalter neben dem Handwerk.[8]

Weniger der Anbau, besonders jedoch Handel und Ausschank von Wein haben jedoch auch in Wasserburg nicht zu unterschätzenden Anteil der historischen Entwicklung. Das bezeugt u.a. die Urkunde Herzog Ludwigs von 1417, in welcher er die Stadt von den Abgaben (Ungeld) auf Wein befreit, was Konsum und Handel entsprechend förderlich war (vgl. dazu den Beitrag der Reihe ‚Archivalie des Monats‘ des Wasserburger Stadtarchivs). Auch wurden eigene Rats- und Verwaltungsämter für Wein-, Getreide- & Tuchhandel vergeben.

Auch die Familie Kern, die sog. ‚Fugger von Wasserburg‘ , beteiligte sich am Geschäft mit dem Wein: 1573 etwa bezeugt eine Urkunde im Stadtarchiv die jährliche Gilt (Stiftung) von zwei Pfund Pfennig an die Stadt Wasserburg von Georg und Susanna Kern, weil man ihnen die Erlaubnis zum Wein- und Getreidehandel erteilt hatte.[9] Die 500 Eimer Wein im Wert von 2000 Gulden[10], welche Peter seinem Sohn Abraham Kern d. Ä., einem der berühmtesten Wasserburger Bürger, als Teil der Erbmasse hinterlässt, sprechen für den Erfolg der Handelstätigkeit. Sie dürften in den Lagerräumen des eingangs erwähnten Kernschen Stadthauses untergebracht gewesen sein. Naheliegend, dass sich die Kerns nicht nur auf den Handel mit Wein beschränkten, sondern auch durch Ausschank dessen Absatz förderten, wie die Schilderung der Stadt und der ihm angediehenen Gastfreundschaft eines Besuchers anschaulich überliefert:

Sy gefiel mir wol und gar schen,
Da ging ich gar in d‘ Statt hinein,
Und frag nach guetem Wein,
Man zeigt mir zum Herrn Josef Kern.
Er het mich gar von Hertzen gern.[11]

Die heutige Gastwirtschaft in einem Teil des Kernhauses fußt also auf langer Tradition. (weiteres zur Baugeschichte hier) Führt man sich die Lage des Hauses an prominenter Stelle gegenüber dem Rathaus vor Augen, erschließt sich zudem, dass die Ratsherren Kern während Versammlungen im gegenüberliegenden Rathaus auf ihre prestigeträchtige Stadtbehausung blicken konnten bzw. allen weiteren Anwesenden Macht und Anspruchsdenken der Familie unübersehbar vermittelt wurde.

Blick auf das Kernhaus vom Rathaussaal während der Eröffnung des Weinfests. Foto: Verf.

Frühe Nachweise für Weinhandel und -Konsum stellen Besitzungen der Klöster in der Umgebung Wasserburgs dar, wie etwa das Weingut bei Mais in Südtirol, welches das Kloster Au am Inn im 13. Jahrhundert erhielt.[12] Ähnliches gilt für das als ehemaliger Stammsitz und Gründung der Wasserburger Grafen eng mit Wasserburg verbundene Kloster Attel: hier zeugt ein Güterverzeichnis des 15. Jahrhunderts über Hof und Weingut ‚Mair am Weg‘ in Marling[13] ebenfalls von Besitz im Raum um Meran.[14] Der Güterbesitz bei Marling dürfte wiederum auf weiter zurückeichende Verbindungen zwischen Bayern und Südtirol zurückzuführen sein. 1110/22 verweist bspw. die Schenkung eines Weinbergs in Marling an das Domkapitel Brixen auf bayerisch-aribonischen Besitz in diesem Gebiet[15], 1161 schenkt Burkhard V., Graf von Moosburg ein Gut zu Marling an St. Castulus. Auch Konrad von Wasserburg selbst war in der Meraner Gegend vertreten.[16]

Blick vom Marlinger Waalweg über den Weinberg auf Schloss Lebenberg. CC BY 3.0 , Foto: Benreis

Dennoch waren auch Weinberge in der Wasserburger Gegend am Inn entlang durchaus keine Ausnahmeerscheinung, der Anbau lässt sich in Urkunden nachvollziehen, was zudem auch auf ein vergleichsweise milderes Klima als heute verweist. Davon zeugen bis heute Ortsnamen wie ‚Weingarten‘ (bei Au am Inn[17]). Ein bildliches Zeugnis des Weinbaus in der Region Wasserburg findet sich z. B. in den bekannten Landtafeln Apians von 1568, passenderweise also fast zeitgenössisch zur Erwähnung des Esslinger Weinzierls Marthen in Wasserburg:

Kloster Rott am Inn mit Weinstöcken im Vordergrund, Ausschnitt aus den Landtafeln Philip Apians (hier Nr. 18).

Obwohl also im nahegelegenen Kloster Rott Expertise im Weinbau vor Ort vorhanden war, griff man dennoch nicht darauf zurück, sondern vertraute offenbar lieber dem Spezialwissen des Esslingers. Das wiederum spricht dafür, dass es den Herrschaften in Wasserburg durchaus ernst war mit dem Anbau, dem Ertrag bzw. der Qualität des Wasserburger Weins.

Diverse Aspekte und Quellen erinnern also noch an den Anbau und die Herstellung des sog. ‚bayerischen Säuerlings’, der als Alltagsgetränk konsumiert wurde und als solches mengenmäßig dem Bier lange Zeit um Längen voraus war. (Für die Einschätzung ist dabei zu beachten, dass durch die im Vergleich zu heute gravierend schlechteren Bedingungen bei der Weinherstellung kaum je ein Alkoholgehalt von mehr als 3-4 % erreichbar war. In Kombination mit dem Umstand, dass die häufig schlechte Wasserqualität einen Rückgriff auf alkoholhaltige Getränke notwendig machte, erklärt das den mengenmäßig hohen Verbrauch.) Auf die historische Einbindung des Weinkonsums im Alltag beruft man sich auch in der Ankündigung des Weinfests mit den erwähnten 43 Weinschenken.

Bildquellen

Dass Weinbau damals wie heute sozusagen im Trend lag, zeigt das Aufgreifen des Themas in zahlreichen bildlichen Darstellungen, wobei sich in der höfischen Kunst besonders anschauliche Beispiele finden. Die zeitgenössiche Mielich’sche Prachthandschrift zu Orlando di Lassos Bußpsalmen erweist sich z. B. als ergiebige Quelle:

Ausschnitt aus der Prachthandschrift zu Orlando di Lassos Bußpsalmen, gefertigt von Hans Mielich für Albrecht IV. 1565.
NB: Inschrift auf dem Tischtuch: „Vinum et mulieres apostatare faciunt sapientes“ (Wein und Weiber betören die Weisen)

Doch kommt man auch hier nicht ohne Mahn-Charakter aus:

NB: in der Hand des obigen Zechers ein Trinkgefäß des Typus‘ Dubbeglas, zu dem sich eine entsprechende zeitgenössiche Realie im Heimatmuseum Wasserburg finden ließ:

Dubbeglas bzw. Noppenbecher des 15. / 16. Jahrhunderts, Fundort Herrengasse Wasserburg, in welcher sich beim heutigen Restaurant Herrenhaus auch einer der ältesten erhaltenen Weinkeller der Stadt befindet. Foto: Verf.

In diesen höfisch konnotierten Beispielen fehlt, mehr oder weniger naturgemäß, der wirtschaftliche Aspekt des Weinbaus.

Dass Wein und Burgen gut und oft zusammengehen, zeigt etwa die Ansicht der Wertheimer Burg von Daniel Meisner, Thesaurus Philopoliticus oder Sciographia Cosmica, 17. Jh. Digitalisat: Landesarchiv Baden-Württemberg.

Diese Auffassung lässt sich auch am Bsp. Wasserburg nachvollziehen, wo von einer Wirtschaftlichkeit des Ertrags des fürstlichen Weinbergs keine Rede sein kann. Hier macht es mehr den Anschein, als ob man in eher experimenteller Herangehensweise einem Trend Folge leisten wollte – etwa der Gedanke, mit dem Weinberg dem neu angelegten fürstlichen Gartenareal eine weitere ‚Attraktion‘ hinzufügen zu können.

Vergleich: Weinbau in Regensburg, Landshut und Burghausen historisch und aktuell

Dies entsprach jedoch nicht der Lage im übrigen Altbayern, anschauliches Beispiel mit historischen Bezug ist Regensburg, wo entlang der Donau bis Wörth heute (wieder) im kleinsten, doch immerhin offiziellen, Weinbaugebiet Bayerns der traditionsreiche Baierwein angebaut wird, der seit 1983 die eigene Bezeichnung ‚Regensburger Landwein’ führen darf. Die Ursprünge gehen hier sogar mindestens soweit zurück wie im Neckartal: Basierend auf der Einführung des Weinbaus an den Südhängen der Donau durch die Römer finden sich in Altbayern erste urkundlichen Erwähnungen im 7. Jahrhundert, etwa nennt die Vita des Heiligen Emmeram von Regensburg 649 die „regio Baiovariorum viniferax“, d. h. „das weintragende Land der Bajuwaren“.[18]

Auch im näher gelegenen Landshut spricht die Kultivierung von Weinstöcken in einer sog. Peltzschule, die sich bis Anfang des 19. Jahrhunderts in einem Weingarten im Hofgartenbereich befand, für auf Wirtschaftlichkeit ausgelegten Weinbau. In Landshut lässt sich gar mit dem Pelzmeister ein eigenes Amt nachweisen, dieser hatte etwa 1467 „606 peltzer [schwäbisch für Propfzweig im Kontext der Rebenzucht] und 520 Pelzstöcke für Herzog Ludwig in Landshut in den sogenannten Haag, den an die Burg angrenzenden Hofgarten, gepflanzt“.[19]

Monatsbilder-Serien, wie sie auch an den wittelsbachischen Höfen beliebt waren, verbildlichen gleichzeitig Einbindung des Themas Weinbau in die höfische Kultur sowie Details zu Arbeitsabläufen und Gerätschaften. Zeitgenössisches Beispiel ist das Monatsbild September aus der zugehörigen Serie des Landshuter Hofmalers Hans Wertinger:

Hans Wertinger: Weinlese und Keltern: Monatsbild für den September, um 1516/25. Bilddaten gemeinfrei – Kunstmuseum Basel. Weitere Infos zum Bild hier .

Sieht man die Bildtradition der Monatsbilder als Verbildlichung des Territoriums und Auffassung von Herrschaftsführung, entsprechen sie dem Geist der zeitgenössischen humanistischen Landesbeschreibungen. Der Weinbau wird als Teil der wirtschaftlichen Basis der prosperierenden Herrschaft dargestellt, der Herzog als Verkörperung des ‚guten Regiments‘[20] (dabei angetan nach neuester Façon inkl. roter Beinkleider, vgl. dazu die zeitgenössischen Hofkleiderbücher).
Neben Monatsbilderserien fand die zeitgenössische Thematisierung des Territoriums resp. Herrschaftsraums auch in Form von Landkarten und Wappenprogrammen bildlichen Niederschlag, oft auch in Kombination. Im Untersuchungsraum findet sich ein Beispiel  hierfür in der bemalten Tischplatte von 1531, ebenfalls der Werkstatt Wertingers zugeschrieben. Die Randszenen entsprechen in ihrer Genrehaftigkeit und durch spezifische Details den Wertingerschen Monatsbildern, zudem geht die mittige Karte des Gebiets zwischen Ulm und Innviertel auf jene in Aventins Bavaria Illustrata von 1523 zurück, der zugrunde liegende Holzschnitt dazu wird wiederum mutmaßlich Wertinger zugesprochen (vgl. Beschreibung mit Abb. im Objektkatalog des Bayerischen Nationalmuseums und Literatur zum Thema). Die Tischplatte stammt ursprünglich aus Schloss Zellerreit ca. 10 km südlich von Wasserburg, das sich ab 1604 nach dem Kauf durch erwähnten Abraham Kern d. Ä. über zwei Jahrhunderte im Besitz der Familie befand, so dass sich über die Provenienz der Bogen zurück nach Wasserburg schlagen lässt.

In der Landshuter Stadtresidenz Ludwigs ist mit dem Bacchuszimmer sogar ein ganzer Raum dem Wein geweiht, vgl. dazu die archivalisch dokumentierten Ausgaben 1543: „Item Ludwig Reffinger, maller von München [und Schüler o. g. Wolfgang Mielichs], hat ain gewelb gemacht mit des himls lauff, auch mit dem Wachus [Bachus] und herniden dreu gewelb gemalt, auch den ganng, so über die gassen geet“[21]

Bacchuszimmer in der Stadtresidenz Landshut: Venus mit zutrinkenden Zechern. Foto: Archiv Verf.

Baulich manifestiert hat sich der Weinkonsum am Landshuter Hof unter Ludwig X. weiterhin in dem von ihm in Auftrag gegebenen imposanten Weinkeller bei der Burg Trausnitz, dessen kathedralenhafte Dimensionen sich in den Ausgaben für Bau und den ersten Grundstock an Wein spiegeln: „Beim Weinkonsum ist bekannt, dass Ludwig auf der Burg einen großen Weinkeller anlegte. Die Rechnungen weisen auch für Wein jährliche Kosten von 2000 bis 3000 Gulden aus, 1518 jedoch offenbar als Einstieg [= Grundstock des Weinkellers], mehr als das Doppelte (6708 Gulden = 26 Prozent der Ausgaben). Das erbrachte insgesamt circa 441000 Liter (7363 ‚Eimer‘), wovon 88 Prozent auf den österreichischen, 13 Prozent auf den billigeren bayerischen Wein entfielen.“[22]

Blick in das Gewölbe des Weinkellers bei der Burg Trausnitz. Screenshot aus dem Bericht des BR.

Auch heute ist das Thema Wein in Landshut noch bzw. wieder präsent, was sich in der Gründung einer Weinzierlbruderschaft und der Anlage eines Schauweingartens 2016 im Bereich des Hofgartens nach historischem Vorbild niedergeschlagen hat. Hier ein sehenswerter 7-minütiger Videobericht des BR zum sog. Isartaler Wein aus Landshut, inkl. Aufnahmen des Weinkellers auf der Trausnitz.

Montasbild Oktober, Gobelin aus der Teppichserie von Monatsdarstellungen Peter Candids um 1615, (bis) heute in der Residenz München. Unten: Ausschnitt mit Darstellung der BUrg Trausnitz oberhalb Landshuts im Hintergrund.

(Vgl. zu Keller und Weinbau bei der Burg Trausnitz die Planmappe des Baumeisters Hirschstetter 1763 zur Burg Trausnitz und umgebendem Areal inkl. Beschriftung, die sowohl die zum Weinbau genutzen Flächen als auch die Grundrisse aller Gebäude  anzeigt. )

Ähnlich bei der Burg Burghausen, der Nebenresidenz der Herzöge von Bayern-Landshut bis zum Bayerischen Erbfolgekrieg: hier hat man im Zuge der Landesgartenschau am Burghang wieder Weinstöcke gepflanzt, dessen Fläche traditionell für den Anbau von Wein, Hopfen und Färberpflanzen genutzt wurde. Der Ertrag des heute in Burghausen gekellterten Weins mit dem Namen Gwax liegt bei 200 bis max. 400 l, vgl. Infoseite zum Weinberg am Wöhrsee.

Blick auf die Burg Burghausen und den Burghang / Weinberg vom Wöhrsee aus. Quelle: Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0, Foto: Michael Burgholzer.
Weinstöcke im Burghausener Weinberg im Frühjahr. Quelle: Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0, Foto: Werner100359.

Um zum Ausgangspunkt zurückzukehren: nicht nur zur Entstehung des Wasserburger Weinbergs sondern auch vom Niedergang berichten die Quellen: am Ende des 18. Jahrhunderts war „der sogenannte Weinberg innseits des Schloßes mit abgesetzten 6 Fuß, und einer Ringmauer“ umgeben. Von den ursprünglichen „6 Fußmauern“ waren „nunmehr 3 vorhanden und sind hievon ad. 1782 zwei vollständig neu aufgeführt“ worden, „die dritte hingegen ist dermal noch völlig ruinos“ geblieben.[23] Auch wenn 1644 ein Inventar über den vom Pfleger bewohnten Teil des Wasserburger Schlosses immerhin noch eine „Weinpresß sambt aller Zuekher“ im Flöz [Gang] listet[24], scheint diese eher ein Überbleibsel aus der Blütezeit des Weinbaus in Wasserburg gewesen zu sein. Dennoch zeugt auch dieser Eintrag von der aus heutiger Sicht doch erstaunlichen Bedeutung, die der Weinbau hier über mehrere Jahrhunderte hinweg hatte.

Mit etwas historisch orientierter Beschäftigung mit dem Thema wird daraus sozusagen Kulturgeschichte zum Trinken – umso mehr dankt die Verfasserin der Stadtführerin Irene Kristen-Deliano für die inspirierende Führung und Bernhard Tröstl für Einblicke in aktuelle Problematiken des heutigen Weinbaus und die exzellente anschließende Verköstigung im ehemaligen Weinberg auf der Burg Wasserburg. Genuss und Geschichte vereint und vermittelt am perfekten Ort.

Foto: Verf.

Beste Voraussetzungen also, dass die anregenden Gespräche und der Austausch über noch zu erkundendes Quellmaterial zum Thema vom Schriftstück bis zum Bauwerk in einer erweiterte Version der Führung im nächsten Jahr – passend zum 50-jährigen Jubiläum des Weinfests – und eine Fortführung der Nachforschungen zum Thema Niederschlag finden können. Bis dahin dürfte auch die Wiederbelebung des Weinbaus vor Ort im wahrsten Sinne weiter gediehen sein, so dass ausreichend Stoff für eine Fortsetzung in Aussicht steht.

PS: das Beste zum Schluss: „Luther und der Buchdruck – die Idee kam vom Wein“!


Literatur

Biersack, Irmgard: Die Hofhaltung der ‚reichen Herzöge‘ von Bayern-Landshut (1392–1503).
Hofgesinde – Verpflegung – Baumaßnahmen, in: Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, 15.2005, 2, 17-45, Online –Version .

Haupt, Matthias: Archivalie des Monats. Archivalien und Dokumente zur Tradition des Wasserburger Weinhandels und des Weinfestes, 08 /2010, Wasserburg / Inn 2010, S. 1; Online – Ausgabe.

Häußler, Theodor: Weinbau in Altbayern. Der Baierwein einst und heute, Norderstedt 2008 Teil – Digitalisat.

Hartig, Otto: Münchner Künstler und Kunstsachen. 2: 1520 – 1559. Auszüge aus Archivalien und handschriftlichen Aufzeichnungen der staatl. und städt. Archive und Bibliotheken Münchens, in:  Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, Bd. 7, München 1930, S. 338-377.

März, Magdalena: Die Bauprojekte von Kasten und Schloss der Burg Wasserburg am Inn unter Herzog Wilhelm IV. von Bayern in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Raumbezüge in und zwischen Architektur und Territorium, Masterarbeit im Fach Kunstgeschichte an der LMU München im Sommersemester 2016, bei Prof. Dr. Stephan Hoppe.

Schwarzmaier, Hansmartin: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Die Territorien im Alten Reich, Stuttgart 1995; Teil-Digitalisat.

Weber, Andreas Otto: Studien zum Weinbau der altbayerischen Klöster im Mittelalter. Altbayern, österreichischer Donauraum, Südtirol, Stuttgart 1999, Teil- Digitalisat .

Ziegler, Walter: Das Herzogtum Bayern unter Wilhelm IV. und Ludwig X., in: Langer, Brigitte; Heinemann, Katharina (Hg.): Ewig blühe Bayerns Land, Ausst. Kat. Regensburg 2009, S. 14-35.

Zösmair, Josef: Die alten Grafen von Tirol und ihre Vorfahren die Adalbertiner, in: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg Bd. 58, Innsbruck 1914, S. 235-318, PDF.

sowie weiterführend zum Thema Wein(bau)geschichte die umfassende Online – Bibliographie der Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V.

[1] http://www.wasserburg.de/de/touristik/veranstaltungen/weinfest/

[2] StA M, Kurbayern Hofkammer, Ämterrechnungen M, 9261 = 1541.

[3] Ähnlich verhält es sich übrigens mit dem östlich Wasserburgs nahe Schnaitsee gelegenen ehem. Pfleggericht Kling: gleichzeitig mit Wasserburg hatte ab 1540 auch hier Graf Wolf von Oettingen die Pflege, auch hier geht der Ausbau des Schlosses auf seine Leitung zurück, vgl. die Bestallungsurkunde 1540: „…dem wolgebornnen unseren Schwager, Rat vnnd lieben getreuen, Wolfen Graven Zu Oting, aus sondern genaden, vnnd vmb vmb seiner vnnderthenigen dienste willen, die er vnns Zu genedigem vnnsern gefallen gethan hat, vnnd furohm zuthun erbutig ißt, vnnd seiner Gemahel, vnnserer lieben Muemen frauen Margareten, gräfin Zu öting, vnnd gebornnen Marggrävin Zu Baden, Zu sonnderer freundtschafft, Ir beeder lebenlanng, vnnsere Zwo phlegen vnnd Gricht, Zu Wasserburg, vnd Cling“ (BayHStA, Kurbayern, Nr. 14518). Vgl. auch Titel und Formulierung des Rechungsbuchs 1543: „Rechnung des 43 Jars | was auf bede Slosge-|peu Wasserburg vnd | Khlyng ganngen ist | Bis auf heut dato den lesten | tag may Anno xliii hab- | en Lienhart | Zierer Secretary |vnnd hainrich Schöttl pau- | maister aller ausgab, baider Schlospaw Cling |vnnd Wasserburg sanmbt den Zwaiernn Prynn | en laut de Regisstern Rechnungen aufgenommen“ (StA M, Kurbayern Hofkammer, Ämterrechnungen M, 9263 = 1543, 3v- 4 v). Es wurden also auch in Kling die gleichen Baumeister eingesetzt wie in Wasserburg, die in München bei herzoglichen Bauprojekten ihr Können unter Beweis gestellt hatten, und sind in den relevanten Jahren in München nachweisbar. Hartig, Otto: Münchner Künstler und Kunstsachen. 2: 1520 – 1559. Auszüge aus Archivalien und handschriftlichen Aufzeichnungen der staatl. und städt. Archive und Bibliotheken Münchens, in:  Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, Bd. 7, München 1930, S. 338-377, hier S. 352 ff. Dass es sich um relativ hochrangige Meister handelte, spricht wiederum für Anspruch, Status und Qualität der Bauten und Anlagen in Wasserburg und Kling, ein Zusammenhang der, vor allem was Kling betrifft, kaum je ausreichend Beachtung fand.

Die Zusammenlegung der Kastenämter Wasserburg und Kling nach der bayerischen Wiedervereinigung 1505 spielte auch für den vergrößerten Neubau des Wasserburger Getreidekastens ab 1526 eine Rolle.

[4] StA M, Kurbayern Hofkammer, Ämterrechnungen M, 9262 = 1542, f. 42 r.

[5] StA M, Kurbayern Hofkammer, Ämterrechnungen M, 9262 = 1542, f. 63 r.

[6] StA M, Kurbayern Hofkammer, Ämterrechnungen M, 9263 = 1543, f. 37 r. Nur kurz zuvor hatte 1539 Wolfgang Mielich in München einen ganz ähnlichen Auftrag erfüllt, wie die Stadtkammerrechnungen vermerken: „zalt Wolffg. Müelich maler, so er … zwen lewn [Löwen] mit schiltn mit fein golt vergult in die schießhüttm im Zwinger.“ Hartig, Kunstsachen II,S. 352.Die Münchner Schießhütte mag daher als Vorbild für Wasserburg gedient haben, wo zudem auch jener Wolfgang Mielich tätig war (s. nachfolgende Anm.).

[7] März, Magdalena: Die Bauprojekte von Kasten und Schloss der Burg Wasserburg am Inn unter Herzog Wilhelm IV. von Bayern in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Raumbezüge in und zwischen Architektur und Territorium, Masterarbeit im Fach Kunstgeschichte an der LMU München im Sommersemester 2016, bei Prof. Dr. Stephan Hoppe, hier S. 34 f (Version Mai 2017).

[8] Schwarzmaier, Hansmartin: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Die Territorien im Alten Reich, Stuttgart 1995, S. 675.

[9] StdA WS/ Inn, I1a1288.

[10] Birkmaier, Willi: Abraham Kern d. Ä. auf Zellerreit und Lerchenhub (1563–1628). Ein Beitrag zur Geschichte Wasserburger Geschlechter, in: Die Heimat am Inn. Beiträge zur Geschichte, Kunst und Kultur des Wasserburger Landes, Bd. 8 /Jahrbuch 1988, Wasserburg a. Inn 1988, S. 167 – 234, hier S. 173. Birkmaier bezieht sich hier auf Quellen aus dem Zellerreiter Archiv im Stadtarchiv Wasserburg, die jedoch in der Sichtung und Neuverzeichnung des Bestands durch die Verfasserin nicht aufgefunden werden konnten.

[11] Birkmaier, Kern, 1988, S. 172. Josef († ca. 1586) war der Bruder von Abraham Kern d. Ä.

[12] Haupt, Matthias: Archivalie des Monats. Archivalien und Dokumente zur Tradition des Wasserburger Weinhandels und des Weinfestes, 08 /2010, Wasserburg / Inn 2010, S. 1; Online – Ausgabe.

[13] http://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=14934 http://www.handschriftencensus.de/25504 Vgl. auch „Abt Martin und Prior Johann von Attel verleihen dem Kürschner Crist an Oberstater 3 Baurechte auf dem Gut Garten in der Pfarre Marling sowie einen Weingarten (am Rewpach des sein vier mangraben zu behalten minder oder mer, daran morgenhalben stost ain Weingarten des von Chur, zu mittemtag der gemein Rewpach, am nidergang der sunnen ain Weingarten guat grotzs zu der vierden seiten guter der herren von Weingarten) sowie eine Au in Latschan, die er von Andre, dem Meier am Weg zu Marling gekauft hat, zu erblichem Zinslehen“ o. D. / um 1480, Edition in: Benna, Anna Hedwig: Iurisprudentia medii aevi. Eine Handschrift der deutschen Bearbeitung des Ordo „Antequam“, in: Santifaller, Leo (Hg:):Festschrift zur Feier des zweihundertjährigen Bestandes des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, Bd. 1 , Wien 1949, S. 527; Digitalisat .

[14] Weber, Andreas Otto: Studien zum Weinbau der altbayerischen Klöster im Mittelalter. Altbayern, österreichischer Donauraum, Südtirol, Stuttgart 1999, hier bes. S. 180 – 184, Teil- Digitalisat .

[15] Zösmair, Josef: Die alten Grafen von Tirol und ihre Vorfahren die Adalbertiner, in: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg Bd. 58, Innsbruck 1914, S. 235-318, hier S. 284 bzw. S 50 im PDF.

[16] http://www.manfred-hiebl.de/genealogie-mittelalter/moosburg_grafen_von/burkhard_5_graf_von_moosburg_+_1162.html . Über Berthold V. ergibt sich durch die Heirat seiner Tochter Benedikte mit Pfalzgraf Otto VI. auch eine Verbindung nach Wittelsbach. Vgl. zu Moosburg – Marling- Mais – Wasserburg auch Weber, Weinbau Klöster Altbayern, 1999, S. 181:„ In Mais wird 1133- 1158 auch das Chorherrenstift Herrenchiemsee durch seinen Vogt Wolfger von Falkenstein, mit einem predium inloco qui dicitur Mais, quod colitur in vineam begütert. Das bedeutende Adelsgeschlecht der Falkensteiner stattete hier um 1133 auch seine eigene Gründung das Chorherrenstift Weyarn mit einem Weingartenaus (neben weiteren in Bozen, Enn und Branzoll). Neben den Adeligen aus den Raum Altbayerns treffen wir hier, in der unmittelbaren Nähe der Burg Tirol natürlich auch die Grafen von Tirol als Eigentümer und Tradenten von Weinbergen an. So erhält das Kloster Polling 1173-1174 von Graf Berthold I. von Tirol zwei Weingärten, einen Hof, zwei Joch Acker und einen Garten in Obermais (Stadtteil von Meran)1160. Hier in Obermais wurde 1147 auch das Stift St. Kastulus in Moosburg mit Weingütern ausgestattet. Der Vogt des Stifts., Adalbert von Moosburg, überträgt vor dem Aufbru ch zum zweiten Kreuzzug ein Gut in Obermais bei Meran mit Weinbergen, Gebäuden, Hörigen und allem Zubehör. Als Gegenleistung erhält er auf Befehl Bischof Ottos I. von Freising eine auf vier Jahre befristete Geldleihe von 30 Mark reinen und zehn Mark vergoldeten Silbers, wofür er drei Güter in Bayern verpfändet. 1161 kann das Stift Moosburg seinen Weinbergsbesitz im Meraner Raum durch eine Schenkung des Bruders und Nachfolger Adalberts als Stiftsvogt, Burchard, vergrößern. Dieser überträgt ein Gut in Marling (bei Meran), das wie das in Obermais mit Weinbergen, Gebäuden, Hörigen und allem Zubehör ausgestattet ist. Der Aufbruch zum Kreuzzug konnte nun schon mehrfach als Anlass zu Güterschenkungen an ein Kloster festgestellt werden. Einen ähnlichen Fall bietet eine weitere Traditionsnotiz des Stifts Moosburg von 1181. Darin tradiert der Stiftsvogt Graf Konrad von Wasserburg, bevor er im Gefolge Kaiser Friedrich I. Barbarossas und Herzog Ottos I. von Bayern zum Feldzug gegen Heinrich den Löwen nach Sachsen aufbricht, sein Gut in Volkmannsdorf (Gde. Wang, LK Freising) und fügt für den Fall seines erbenlosen Todes eine ebenda gelegene  Mühle sowie ein Weingut in Obermais (bei Meran) mit zugehörigen colones bei.“ Vgl auch Zösmair, Adalbertiner, 1914, S. 258 f.: „Graf Adalbert hatte seinen Kreuzzug von 1217 plötzlich unterbrochen und war heimgekehrt, wahrscheinlich wegen der überaus wichtigen Entdeckung des Taurer Salzbergwerkes und der hierauf ihm von Brixen übertragenen Grafschaft des Inntales. Konrad von Wasserburg besaß Leute und Güter im Zillertal und Unterinntal, z.B. vier Gebrüder von Wörgl als Dienstmannen; er war wohl überhaupt Graf der Gegend als  Lehensmann des Herzogs von Bayern und Adalbert nun sein neuer Nachbar, der sich ihm vorstellen wollte.“

[17] Weber, Weinbau Klöster Altbayern, 1999, S. 116 – 119.

[18] https://de.wikipedia.org/wiki/Baierwein#Geschichte

[19] Biersack, Irmgard: Die Hofhaltung der ‚reichen Herzöge‘ von Bayern-Landshut (1392–1503).
Hofgesinde – Verpflegung – Baumaßnahmen, in: Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, 15.2005, 2, 17-45, Online –Version, hier Anm. 47–51.

[20] Hess, Daniel u.a.: Hans Wertinger und die Freuden des Landlebens, in: Kupper, Christine (Red.): Enthüllungen, Ausst. Kat. Nürnberg, Nürnberg 2008, S. 64 – 81, hier S. 67.

[21] Hartig, Kunstsachen 2, 1930, S. 356.

[22] Ziegler, Walter: Das Herzogtum Bayern unter Wilhelm IV. und Ludwig X., in: Langer, Brigitte; Heinemann, Katharina (Hg.): Ewig blühe Bayerns Land, Ausst. Kat. Regensburg 2009, S. 14-35, hier S. 31.

[23] BayHStA, GL Fasz. 4358, Nr. 49.

[24] BayHStA, GL Fasz. 43557, Nr. 35.

Merken

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Close