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#BarockerLuxus im Bayerischen Nationalmuseum – Experiment Bloggerwalk geglückt!

#BarockerLuxus im Bayerischen Nationalmuseum – Experiment Bloggerwalk geglückt!

Das Bayerische Nationalmuseum veranstaltete Mitte Oktober einen wunderbaren Bloggerwalk, der ganz unter dem Motto und Hashtag #BarockerLuxus stand. Im Fokus war die gleichnamige neue Dauerausstellung, deren Highlights in kurzweiligen Führungen durch die jeweilig zuständigen Kuratoren vorgestellt wurden. Die Begeisterung der BNM Mitarbeiter war deutlich zu spüren und überzeugte die bunt gemischte Teilnehmergruppe des Walks außerordentlich!

blume

Was gibt es alles zu entdecken?

In 12 neu eingerichteten Sälen werden mehr als 1600 einzigartige Exponate aus der höfischen Welt des Barocks gezeigt. So ist beispielsweise eine der größten und bedeutendsten nachmittelalterlichen Elfenbeinsammlungen im Bayerischen Nationalmuseum ausgestellt. Die filigran gearbeiteten Exponate sind wunderbar beleuchtet und erzählen jedes für sich eine spannende Geschichte. Besonders gut kam die Anekdote über von Prinzenhand gefertigte Stücke an. Ein Exponat wurde wohl von Kurfürst Max III. Joseph persönlich hergestellt. Das „Beweisgemälde“ für die Drechseltätigkeiten des Regenten hängt heute übrigens noch in Schloss Nymphenburg. Doch wir Teilnehmer durften nicht nur sehen und lauschen, sondern Dinge auch anfassen! So war besonders ein Stück Elfenbein augenöffnend. Wir waren nämlich alle sehr erstaunt, wie schwer das in verarbeitetem Zustand immer so zierlich und filigran daherkommende Material doch tatsächlich ist. Vielen Dank für diese Erkenntnis!

Porzellan BarockerLuxus
oops… aus Versehen entblößt!

Barocke Freuden… Trinkspiele bei Hof

Anschließend wurden die Ausprägungen der europäischen Festkultur des Barocks genauer unter die Lupe genommen. Wir bestaunten feinste Figuren und Geschirre aus Porzellan, Silber und Glas. Außerdem wurde uns ein Blick in einen ziemlich spektakulär geformten „Sturzbecher“ gewährt. Hatte man diesen bei höfischen Festen damals ein oder gar einige Male geleert, war man wohl tatsächlich sturzbetrunken! Allen näher Interessierten sei hier natürlich auch die Ambraser Kunst- und Wunderkammer empfohlen, die gerade in Sachen „Trinkspiele“ einiges zu bieten hat! Man denke nur an den legendären Fangstuhl, aus dem einen Erzherzog Ferdinand II. nur befreien ließ, wenn man das angebotene alkoholische Getränk auf einen Zug leeren konnte…

BarockerLuxus Trinkpokal Trinkspiele BNM
Die höfische Gesellschaft wusste wie man sich die Zeit vertreibt!

Die Gestik zählt!

Nachdem die abenteuerliche Geschichte um die Erfindung des europäischen Porzellans geklärt worden war, durfte ein Halt vor den einzigartigen Bustelli-Figuren der Commedia dell’arte natürlich nicht fehlen! Wie verschmitzt und hintergründig sind doch ihre ausdrucksstarken Gesten! Über die Geschichten, die die meist als Paar konzipierten Figürchen erzählen, konnte man sich bei Tisch – wo sie als Schmuck zum Einsatz kamen – damals wunderbar unterhalten.

BarockerLuxus Bustelli Figuren
Bustelli – der Meister des Ausdrucks

Das Festmahl? Opulent, aber leider kalt.

Und wo wir gleich bei der höfischen Tafel sind: Da durfte bei unserem Rundgang die aufwendig komponierte Tafel des 18. Jahrhunderts aus dem Hause des Hildesheimer Fürstbischofs Friedrich Wilhelm von Westphalen natürlich nicht fehlen. Diese gilt als das weltweit vollständigste erhaltene Silberservice des 18. Jahrhunderts aus der führenden Goldschmiedemetropole Augsburg. Auf Grundlage historischer Gedeckpläne wurde es im Bayerischen Nationalmuseum für den ersten Gang eingedeckt. Und was haben wir hier gelernt? Dass die Tafel opulent „à la française“ eingedeckt worden war: nämlich zahlreiche verschiedenste Gerichte gleichzeitig und gänzlich ohne Gläser – die reichte die Dienerschaft separat. Erst ab Ende des 18. Jahrhunderts wurde dann das „Service à la russe“ immer beliebter, bei dem die Speisen Gang für Gang der Reihe nach aufgetischt werden.

BarockerLuxus Silbertafel
Ein Blick auf die Silbertafel des Hildesheimer Fürstbischof

Weitere barocke Highlights: Möbel, Jagd & Kostüm

Aber es gab noch weitere Stationen, auf denen uns die Kuratoren mitnahmen. Wir sahen uns beispielsweise Luxusmöbel der Familie Roentgen genauer an, die durch handwerkliche Perfektion bei den Marketerien und durch ausgeklügelte mechanische Raffinessen auffallen. Und natürlich hatte das Team vom Bayerischen Nationalmuseum auch der höfischen Jagd sowie den dazu nötigen Utensilien ein Abstecher beim Bloggerwalk gewidmet.

Barocker Luxus Jagd
Zu bestaunen hier vor allem kunstvolle Gewehre und Jagdaccessoires

Besonderes Highlight war schließlich der Abschluss im Kostümsaal mit exklusiver historischer Kleidung und Accessoires.  Hier kann man zum einen nachvollziehen, welche Kleidung man (oder besser Frau) zu welchen Anlässen trug und wie diese in Schichten aufgebaut war, zum anderen welche Veränderungen sich im Laufe des 18. Jahrhunderts ergaben. Besonders schön auch die Kinderkleidung! Und wer einmal einen Affen in elegant seidenem Justaucorps sehen will, ab ins Bayerische Nationalmuseum!

BarockerLuxus Kostüm
Traumhafte Details verdienen einen genaueren Blick
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Weitere meiner Eindrücke vom Event gibt es diese Woche auf dem Schlösserblog sowie bei allen anderen Teilnehmern hier gesammelt nachzulesen.


Das Bayerische Nationalmuseum freut sich über euren Besuch:
Dienstag bis Sonntag 10 –  17 Uhr
Donnerstag 10 –  20 Uhr
Außerdem erwartet euch ein tolles Programm zur Langen Nacht der Museen.


Herzlichen Dank an das Bayerische Nationalmuseum für die Einladung und an Tanja Praske für die hervorragende Organisation!

4 comments

  1. Liebe Christina,

    großartig – merci für deine herrliche Nachlese! Die Fotos – Motivik und Perspektive – sind einfach fantastisch. So fokussiert, unterstreichen sie die Wertigkeit der Kostbarkeiten und regen zum Mitträumen und Hineindenken in die Zeit an, zumindest ergeht es mir so. Mit welchem Smartphone hast du sie gemacht?

    Lese ich eure Nachlesen (mittlerweile schon 7), bin ich erstaunt und begeistert, wie verschieden sie einerseits ausfallen, obwohl ihr alle Identisches gehört und gesehen habt, andererseits verlebendigt und entstaubt ihr das Bayerische Nationalmuseum. Ihr habt einen klitzekleinen Ausschnitt der verrückten und spannenden Geschichten hinter den Objekten erhalten, das Museum kann davon noch sehr viel mehr erzählen.

    Klasse finde ich auch deinen Querverweis „Beweisgemälde“ im Schloss Nymphenburg. Umso mehr freue ich mich auf deine Eindrücke für das Schlösserblog. Gerade die Verklammerung der Werke in München über die Institutionen hinweg, ist absolut gewinnbringend und richtig. Dafür bietet sich das Digitale hervorragend an. Kooperationen der Münchner Häuser untereinander ist so einfach nur bereichernd für die Kultur und die Besucher.

    Also, Merci für dein Mitmachen als Kunsthistorikerin, aber auch als Schlösserfrau => #Kulturpower!

    Herzlich,
    Tanja

  2. Liebe Tanja,

    herzlichen Dank! Die Fotos sind nicht mit dem Smartphone, sondern mit der Systemkamera (Lumix) und einem lichtstarken Makroobjektiv gemacht. Beim Smartphone reicht mir die Qualität in dunklen Räumen mit extrem hellen Lichtspots einfach nicht aus. Anschließend noch mit Lightroom/Photoshop etwas bearbeitet.

    Das stimmt, total spannend wie die unterschiedlichen Teilnehmer die Veranstaltung erlebt haben und auf was sie sich in ihren Berichten fokussieren. Bin auf jeden einzelnen gespannt und lese eifrig mit. 🙂

    Liebe Grüße,
    Christina

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