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#SchlossGenuss – Drei besondere Gärten mit Genussfaktor

#SchlossGenuss – Drei besondere Gärten mit Genussfaktor

Derzeit läuft die spannende Blogparade #SchlossGenuss, die natürlich genau in unser Thema der Hofkultur passt. Heute soll es jedoch nicht um Schloss- oder Burggebäude gehen, sondern um die Gärten, die diese umgeben. Drei besonders schöne Genuss-Schlossgärten, die teilweise gar nicht so bekannt und damit auch nicht so überlaufen sind, werden nun vorgestellt.

Der Dachauer Hofgarten

Der Hofgarten in Dachau ist ein wahrer Geheimtipp. Da es im Dachauer Schloss nur noch den im 18. Jahrhundert unter Kurfürst Max Emanuel barockisierten Festsaal zu besichtigen gibt, halten sich die Besuchermassen in Grenzen. Sehr lohnenswert ist dennoch ein Besuch des prächtigen und abwechslungsreichen Hofgartens. Dieser wurde ab 1578 unter Albrecht V. als klassischer, geometrisch geordneter Renaissancegarten mit 16 quadratischen Beeten angelegt. Hier kultivierten die Hofgärtner nicht nur Blumen, sondern auch Gemüse, Obstbäume und Kräuter.

„Der garten hat durchab schöne partimenti“ (Philipp Hainhofer, 1611)

dachau hofgarten
Die Obstbäume des Dachauer Hofgartens sind von herrlichen Blumen umgeben.

Nach dem schlimmen Dreißigjährigen Krieg gewann das mitgenommene Schloss samt Hofgarten wieder an Bedeutung. Kurfürst Ferdinand Maria nutze den Landsitz zur Sommerfrische und ließ zum Vergnügen der Hofgesellschaft einen Teil des Gartens in einen Turnierplatz umbauen. Sein Sohn, Max Emanuel, war nicht minder baufreudig. Er verwandelte den Garten unter der Leitung seines Hofbaumeisters Joseph Effner in einen französisch angehauchten Barockgarten. Statt der Blumen, des Gemüses und der Kräuter gab es nun nur mehr zwei große, kunstvoll mit Buchsornamenten geschmückte Zierbeete. Außerdem erwarb Max Emanuel ein angrenzendes Waldstück, um dort einen kleinen Spielgarten anzulegen: Dort entstanden kleine Hütten und Pavillons, eine Kegelbahn, eine Schaukel, natürlich Springbrunnen, außerdem eine Grotte, Blumenpyramiden und so einiges mehr. Herrlich heute durch den Spielgarten zu spazieren und sich die damalige Nutzung vorzustellen!

dachau hofgarten

Unter Kurfürst Max IV. Joseph, ab 1806 erster bayerischer König, begann leider der Niedergang der Dachauer Schlossanlage. Um die Kosten für die Gartenpflege zu senken, musste König Maximilians Hofintendant Friedrich Ludwig von Sckell die barocken Zierbeete in einen praktischen Obstgarten umwandeln. Der Spielgarten verfiel. Dennoch ist der heutige Hofgarten mit seinen wunderbaren Obstbäumen, dem Lindenlaubengang, den Stauden und von der Jahreszeit abhängigen Blumen eine traumhafte Ruheoase, deren Besuch sich zu jeder Jahreszeit lohnt. Ein weiteres Highlight: Vom Hofgarten aus hat man bei schönem Wetter einen herrlichen Blick auf München bis hin zu den Alpen!

Nach einem Besuch des Hofgartens samt Bienen- und Spielgarten und einem Abstecher zum prächtigen Festsaal im Schloss kann man sich im Schlosscafé bei Kaffee und Kuchen stärken. Wenn das mal kein #SchlossGenuss ist!

dachau hofgarten
Ein einmaliger Blick vom Dachauer Hofgarten auf München!

blume

Der Park von Schloss Seehof und die Orangerie

In Oberfranken gibt es ein Juwel von Schloss, Park & Orangerie: Schloss Seehof in Memmelsdorf bei Bamberg. Schloss Seehof ist Ende des 17. Jahrhunderts als Sommerresidenz der Bamberger Fürstbischöfe errichtet worden. Unter Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn wurde anschließend der Garten um das Schloss herum gestaltet. Man legte Terrassen, Wasserspiele, Alleen und Boskette an, außerdem wurden die bis heute noch bestehenden Orangeriegebäude erbaut.

Schloss Seehof
Schloss Seehof | © Bayerische Schlösserverwaltung.

Die Orangeriekultur war in Schloss Seehof schon sehr früh von Bedeutung. In den 1720er Jahren wurden bereits Zitruspflanzen gezogen und in der Orangerie überwintert. Eine Doppelorangerie wurde ab 1733 errichtet und is bis heute erhalten. Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim ließ den Bereich vor der Orangerie in den 1760ern zu einer repräsentativen Aufstellfläche für Kübelpflanzen umgestalten. Leider wurde die Orangeriekultur Ende des 18. Jahrhunderts eingestellt, im 19. Jahrhundert musste die schöne Parterrefläche Ackerflächen weichen. Seitdem Schloss Seehof 1975 in den Besitz des Freistaates Bayern gelangte, wurde die Anlage von der Bayerischen Schlösserverwaltung saniert und restauriert. Seit 2012 wird das Parterre wieder mit wunderbaren Zitruspflanzen besetzt.

Besonders passend zum Thema #SchlossGenuss ist das, was am Ende mit der Zitrusfrucht-Ernte passiert: Gärtner Oliver Laufer verriet eines seiner Rezepte im BR. Lecker!

Buddhas Hand Seehof
Buddahs Hand aus der Orangerie von Schloss Seehof. Foto: Oliver Laufer.

Einen Höhepunkt des Parks von Schloss Seehof bildet die Kaskade, welche den Ruhm des Herkules darstellt – stellvertretend für den Ruhm des Fürstbischofs. Erstaunlich ist der Aufwand, mit dem man Wasser über ein eigens dafür geschaffenes Leitungssystem von einer ca. 6,5 km entfernten Quelle zu den Wasserspielen brachte. Zusätzlich gab es damals über 400 Skulpturen im Rokokopark – leider sind davon heute nur noch wenige erhalten; die meisten wurden nach der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts an zahlreiche neue Besitzer veräußert.

blume

Hortus Eystettensis – Der Bastionsgarten in Eichstätt

Die dritte #Schloss(garten)Genuss Empfehlung führt uns ins schöne Altmühltal. Gegenüber der Stadt Eichstätt liegt die beeindruckende Burganlage der Willibaldsburg, die Mitte des 14. Jahrhunderts errichtet worden war. Bis etwa 1730 residierten dort die Eichstätter Fürstbischöfe. Im 16. Jahrhundert ließ Fürstbischof Johann Conrad von Gemmingen die Anlage vom Baumeister Elias Holl zur repräsentativen Residenz umbauen.

Hortus Eystettensis in der Willibaldsburg
Hortus Eystettensis in der Willibaldsburg | © Bayerische Schlösserverwaltung.

Fürstbischof Gemmingen ist besonders für seine acht prachtvollen Gärten bekannt, die er durch den Nürnberger Arzt und Botaniker Joachim Camerarius und Basilius Besler, einen Apotheker und Botaniker, auf der Schauseite der Willibaldsburg anlegen ließ. Zusätzlich sorgte der Fürstbischof dafür, dass die in seinen Gärten zusammengetragenen, teils sehr seltenen Pflanzen in einem monumentalen Kupferstichwerk unter dem Titel „Hortus Eystettensis“ dokumentiert wurden. Das 1613 herausgegebene Werk sollte das damals modernste und umfangreichste Pflanzenbuch überhaupt werden. Es wurde in einer kleinen, aufwändig kolorierten Fassung zu je 500 Gulden herausgegeben und in einer unkolorierten, zweiseitig bedruckten Fassung von 300 Exemplaren zum Preis von je 35 Gulden. Weltweit sind heute übrigens nur noch 28 kolorierte Prachtbände bekannt. Hier ein Blick ins Buch:

hortus eystettensis
Hortus Eystettensis, Basilius Besler – Section of Roses, 1613.

Ende des 18. Jahrhunderts sparte man die letzte Gärtnerstelle ein und der Garten verfiel. In den 1990ern entstand die grandiose Idee, auf der Willibaldsburg wieder einen prächtigen Schaugarten mit den im Kupferstichwerk abgebildeten Pflanzen anzulegen. Unter dem Namen Bastionsgarten zeigt die Bayerische Schlösserverwaltung auf etwa 2000m² den Besuchern die Pflanzenvielfalt, welche den historischen „Hortus Eystettensis“ so berühmt gemacht hat. Eine grandiose Idee mit eindeutigem #SchlossGenuss Faktor!

Hortus Eystettensis in der Willibaldsburg
Hortus Eystettensis in der Willibaldsburg | © Bayerische Schlösserverwaltung.

blume

9 comments

  1. Hallo Christina,

    der Schlossgarten von Dachau gehört zu meinen Schloss-Lieblingsgärten – die vielen architektonischen Details waren mir aber bis dato nicht bekannt – „Danke“ dafür. Besonders schön ist er übrigens im Frühjahr zur Obstbaumblüte – ein weißes und rosa Blütenmeer.

    Viele Grüße

    Daniela

    1. Liebe Daniela,

      das freut mich! Oh ja, im Frühling ist er ein Traum – ebenso wie der Park von Schleißheim, in dem dann u.a. die Schlehen ganz weiß blühen (die später dann auch wieder zu Likör werden… hach schon wieder ein #SchlossGenuss!).

      Liebe Grüße
      Christina

  2. Liebe Christina,

    vielen herzlichen Dank für diesen Dreiklang zu unserer Blogparade #SchlossGenuss!

    Ja, in Dachau bin ich hin und wieder. Das letzte Mal war es im Garten so wunderbar besinnlich und ruhig. Und im Schlosscafé lohnte der Erdbeerkuchen. Eichstätt ist nicht so weit von München entfernt, deine Bilder vom Garten machen Laune, auch hier zu genießen. Vielen herzlichen Dank dafür!

    Sonnige Grüße
    Tanja von KULTUR – MUSEUM – TALK

    1. Liebe Tanja,

      ja, man sollte viel öfter mal die Schlösser und Gärten im 1-2 Stunden Umkreis besuchen. Für mich geht es diese Woche (ein wenig weiter) nach Coburg und Bamberg. Ich freue mich schon besonders auf den Bamberger Rosengarten.
      Noch einen guten #SchlossGenuss Endspurt!

      Liebe Grüße
      Christina

  3. Liebe Christina,
    herrliche Gärten sind das und ich ärgere mich gerade sehr, dass ich mir den wundervollen Burggarten nicht angeschaut habe, als ich das letzte Mal in Eichstätt war. Ein guter Grund wieder einmal dorthinzufahren.

    1. Liebe Anja,

      auf jeden Fall! Das lässt sich ja nachholen. 🙂 Hach es gäbe noch so viele schöne Gärten, die man entdecken müsste. Und oft so nah.

      Liebe Grüße
      Christina

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