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Die bayerische Herzogstochter Theodelinde entdecken – Ausflug nach Monza gefällig?

Die bayerische Herzogstochter Theodelinde entdecken – Ausflug nach Monza gefällig?

Theodelinde entdecken

Wer sich jetzt zur sommerlichen Reisezeit im schönen Norden Italiens aufhält, der sollte dem lombardischen Städtchen Monza einen Besuch abstatten. Neben dem zentral gelegenen Arengario, dem wichtigsten Profanbau der Stadt aus dem 13. Jahrhundert, ist vor allem der Dom zu Monza hoch spannend.

Sein Ursprung liegt weit zurück im 7. Jahrhundert, als die bayerisch-stämmige Königin der Langobarden, Theodelinde, den Auftrag zum sakralen Vorgängerbau erteilte. Theodelindes Geschichte kann man heute in einer wunderbar gestalteten Kapelle innerhalb des Doms nachvollziehen. Der dargestellte Zyklus gilt  als einer der wichtigsten im Stil der internationalen Gotik in Italien.

Der Dom zu Monza
Der Dom zu Monza. Eigene Fotografie, März 2017.

Wer war Theodelinde?

Theodelinde war die Tochter von Garibald I., dem ersten namentlich bekannten Herrscher der Bajuwaren und seiner Frau Walderada, einer Tochter des Langobardenkönigs Wacho. Die Baiernprinzessin wurde um 570 n. Chr. bei Varenna am Comer See geboren. Theodelinde ist vor allem für ihre lange Zeit als einflussreiche und beliebte Königin der Langobarden berühmt. Unter ihrer Herrschaft war sie auf politischen Ausgleich bedacht und sorgte an der Seite ihres Gatten für die Konsolidierung des Langobardenreichs. Theodelinde, die den Katholizismus im frühmittelalterlichen germanischen Reich Italiens enorm förderte, wird von der katholischen Kirche bis heute als Selige vereehrt.

Doch wie kam die bayerische Prinzessin auf den Langobarden-Thron? Natürlich, wie so oft, durch Heirat. Theodelinde wurde aus politischen Gründen zunächst mit dem langobardischen König Authari verheiratet. Als dieser bereits ein Jahr später einem Giftanschlag zum Opfer fiel, musste die junge Königin direkt einen neuen Gemahl wählen, welcher nun König werden sollte. Theodelinde entschied sich für Herzog Agilulf von Turin, mit dem sie später zwei Kinder bekam. Nach Agilulfs Tod im Jahr 616 übernahm Theodelinde die Regierungsgeschäfte anstelle ihres noch minderjährigen Sohnes. Als dieser kurz darauf die Volljährigkeit erreichte, fungierte die Königin jedoch weiter als eigentliche Herrscherin.

Wie stark Theodelindes Einfluss besonders im religiösen und kulturellen Bereich war, zeigt sich vor allem an der von ihr beauftragten Johannesbasilika, dem Vorgängerbau des heutigen Doms.

Der Dom zu Monza
Der Innenraum des Doms zu Monza. Eigene Fotografie, März 2017.

Der Dom zu Monza

Neben der Errichtung eines Palastes mit prachtvollen Malereien, die die Taten der Langobarden zeigten, war Theodelinde auch für den Bau einer Basilika verantwortlich, welche dem Hl. Johannes dem Täufer gewidmet war. Theodelinde soll die 595 als Pfalzkapelle gegründete Kirche großzügig mit einem Gold- und Silberschatz ausgestattet haben. In der Basilika wurden nicht nur ihre Kinder getauft, sondern auch sie selbst nach ihrem Tod im Jahr 627 bestattet. Im 13. Jh. baute die mächtige Familie Visconi die Kirche schließlich um und erweiterte sie.

Die Kapelle der Theodelinde

Der absolute Blickfang und Besuchermagnet im Dom ist heute die Kapelle der Theodelinde.  Ihre Wandbemalung mit Szenen aus dem Leben der langobardischen Königin wurde laut Inschrift im Jahr 1444 von der Malerfamilie Zavattari fertig gestellt.

Theodelinde Heirat
Die Heirat Theodelindes mit Agilulf (Detail des Freskos der Kapelle der Theodelinde). Fotografie einer Postkarte. ©Museo e Tesoro del Duomo di Monza/foto Piero Pozzi. Ebenso Header-Bild.

Die dargestellten Szenen beziehen sich auf die Erzählungen des langobardischen Geschichtsscheibers Paolo Diacono (auch bekannt unter dem Pseudonym Paul Warnefried) und des Chronisten Bonincontro Morigia aus Monza. In ihren Werken, der Historia Langbardorum (Diacono) und dem Chronicon Modoetiense (Morigia) berichten sie unter anderem von den einzelnen Begebenheiten und Sagen zu Theodelindes Leben. Wer heute den Dom besichtigt, kann diese Abfolge wunderbar Schritt für Schritt nachvollziehen. Eine schmatische Übersicht zu den einzelnen Szenen findet man beispielsweise im „Geschichtlichen Kunstführer“, der im Dom-Shop erhältlich ist.

Dom zu Monza Theodelinde
Theodelinde auf der Suche nach dem richtigen Platz für ihre Basilika (Detail des Freskos der Kapelle der Theodelinde). Fotografie einer Postkarte. ©Museo e Tesoro del Duomo di Monza/foto Piero Pozzi.

Literatur

Artikel „Theodelinde“ von Sigmund Ritter von Riezler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 687–689, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Theodelinde&oldid=2486643 (Version vom 28. Juni 2017, 16:46 Uhr UTC)

Barbara Beck: Die großen Herrscherinnen und Regentinnen. Vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart. Wiesbaden 2013.

Roberto Conti: Der Dom zu Monza. 1300-2000. Geschichtlicher Kunstführer. Mailand 2001.

 

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