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Der königlich-bayerische Hubertusritterorden & sein Zeremonienkleid

Der königlich-bayerische Hubertusritterorden & sein Zeremonienkleid

Obwohl hier in Bayern der Orden des Hl. Georg als Hausritterorden der Wittelsbacher wohl die meiste Bekanntheit genießt, ist es eigentlich ein anderer, der als oberster Hausorden der Dynastie gilt: Der königlich-bayerische Hausritterorden vom Heiligen Hubertus.

Am 3. November wird der Gedenktag des Hl. Hubertus von Lüttich (*655-†727) gefeiert. Viele hundert Jahre nach der Erhebung der Reliquien des Bischofs gründete Gerhard II. von Jülich-Berg im Jahre 1444 den Orden des Heiligen Hubertus, um an seinen Sieg in der Schlacht bei Linnich an eben jenem Hubertustag zu erinnern. Doch wie kam der Orden nun nach Bayern?

Nachdem die westfälischen Herzöge 1609 ausgestorben waren, geriet der Hubertusorden in Vergessenheit. Erst 1708 erweckte ihn Kurfürst Johann Wilhelm II. von der Pfalz-Neuburg wieder zum Leben, als er das Herzogtum Jülich-Berg erbte. Er hatte nämlich das große Bestreben, seine neu errungene erhöhte Stellung im Heiligen Römischen Reich nach dem Erhalt der zuvor bayerischen Kurwürde mit der Erneuerung des altehrwürdigen Hubertusritterordens zu feiern. Nachdem Johann Wilhelms Sohn Karl III. Philipp kinderlos starb und mit ihm die Pfalz-Neuburger Linie erlosch, wurde Karl Theodor von der Pfalz-Sulzbach neuer Kurfürst und somit Großmeister des Ordens. Als dieser wiederum die bayerische Linie der Wittelsbacher beerbte und 1777 an den Münchner Hof übersiedelte, brachte er den Hubertusorden ganz einfach mit.
Max I. Joseph, der 1806 zu Bayerns erstem König wurde, hielt die Tradition des Ordens aufrecht und erhob ihn im Mai 1808 sogar zum allerhöchsten bayerischen Hausorden. Die im Jahre 1800 erneuerten Statuten des Ordens sowie ein Materialbuch finden sich bis heute im Geheimen Hausarchiv München.

Besonders prächtig waren die zeremoniellen Gewänder des ehrwürdigen Hubertusritterordens.
Der deutsche Verleger Christian Friedrich Schwan veröffentlichte 1791 in Mannheim seine Abbildungen derjenigen Ritterorden, welche eine eigene Ordenskleidung haben. Hierin beschreibt er die Ordenstracht folgendermaßen:

„Fürstliche Ordensritter tragen Hüthe mit rothen Federn; der Kuhrfürst aber, als Großmeister, trägt entweder roth oder weiße, oder blau und weiße Federn, und den Mantel mit Gold ausgeschlagen. Die gräflichen und freiherrlichen Ritter tragen keine Federn; sonst aber ist ihr Ordenskleid von den fürstlichen nicht unterschieden, und eben so, wie das hier auf der Kupferplatte gezeichnete.“ (Schwan 1791, Kap. Orden des Hl. Hubertus, in Kuhrpfalz, 8)

Das Zeremoniengewand des Hubertusritterordens
1. Wietz: Abbildungen sämmtlicher geistlichen Orden männlich- und weiblichen Geschlechts in der katholischen Kirche. Die geistlichen und weltlichen Ritter- und Damenorden, 1821. 2. Karl III. Philipp von der Pfalz, Gemälde von Johann Philipp von der Schlichten, c.1729, Kurpfälzisches Museum, Heidelberg. 3. König Maximilian II. Joseph von Bayern, Gemälde von Wilhelm von Kaulbach, nach 1854, Neue Pinakothek, München.

Friedrich Leist, Privatsekretär des königlich-bayerischen Geheimen Hausarchivs, publizierte mit Erlaubnis Prinzregent Luitpolds 1892 die erste Monographie über den Hubertusorden. Neben einer Sammlung an historischen Aufzeichnungen über den Orden, seine Statuten, Festivitäten und Mitgliederlisten beschrieb auch er das zeremonielle Gewand:

„Das Ceremonial-Kleid endlich bei feierlichen Gelegenheiten ist ein schwarzes Collet, eine solche Schärpe, ein kurzes, enges Beinkleid mit Kniebändern mit Rosetten verziert, ein kurzer, gleichfalls schwarzer Mantel, Federhut und Degengehänge im Alt-Spanischen Geschmack.“ (Leist 1892, 30)

Die Ursprünge des prunkvollen Ornats des Hubertusritterordens werden leider in keiner Quelle erwähnt. Dennoch scheint es sehr wahrscheinlich, dass das Gewand zu Beginn des 18. Jahrhunderts entworfen wurde, als Johann Wilhelm den alten Jülicher Orden wieder ins Leben rief und auch die dazu gehörigen Insignien neu gestaltete. Schnitt und Design des Zeremoniengewandes wurden – wie Leist bereits anmerkt – offenbar als historisierende Versionen der Spanischen Hoftracht des 17. Jahrhunderts kreiert. Hauptteil des Ornats war ein zweiteiliger schwarzer Anzug bestehend aus Kniebundhose und einer je nach Mode der Zeit mehr oder weniger kurzen Jacke. Darüber trug der Ritter einen großen Radmantel und um den Hals ein Spitzenjabot. Besonders auffällig sind die unter den Ritterorden einzigartigen dekorativen Bänder an den Ärmeln und unter der Jacke. Sie ziehen mit ihrem kräftigen Rot und dem strahlenden Gold alle Blicke auf sich – ebenso wie die kostbaren Ordensinsignien, die dazu selbstverständlich angelegt wurden.

Das Imperialmantelkleid trugen die Rittern an hohen kirchlichen Feiertagen, zu Festivitäten, dem Todestag eines Ritters und natürlich an den ausschweifenden Ritterfesten. Wunderbares Zeugnis für eine solche Zeremonie ist die Graphik aus dem Ordenskalender von 1761. Der Pfälzische Kurfürst schlägt hier am Düsseldorfer Hof im Kreise der Ordensmitglieder einen Adeligen zum neuen Ritter. Welche Pracht und ritterliches Gemeinschaftsgefühl die eleganten Roben zu schaffen vermochten, kann man sich auch heute noch bestens vorstellen.

Zeremoniell Wappenkalender Düsseldorfer Stadtmuseum
Wappenkalender. Calendarium inclyti ordinis equestris D. Huberto sacri, 1761, Jan Philips van der Schlichten und die Gebrüder Klauber (Augsburg), Reiss-Museum, Mannheim.

 

Literaturhinweise:

Lahrkamp, Helmut: Beiträge zur Geschichte des Hubertusordens der Herzöge von Julich-Berg und verwandter Gründungen. In: Düsseldorfer Jahrbücher. Beiträge zur Geschichte des Niederrheins Vol. 49 (1959): 3-49.

Leist, Friedrich: Der Königl. Bayer. Hausritterorden vom Heiligen Hubertus. Bamberg 1892.

Schwan, Christian Friedrich: Abbildungen derjenigen Ritter welche eine Ordenskleidung haben; Nebst ein einer jedem Orden beigefügten historischen Nachricht von dessen Ursprunge, Verfassung und Absicht. Mannheim 1791.

Wietz, F.K.: Abbildungen sämmtlicher geistlichen Orden männlich- und weiblichen Geschlechts in der katholischen Kirche. Die geistlichen und weltlichen Ritter- und Damenorden. Prag 1821.

Header: Ausschnitt aus Angelika Kauffmanns Portrait von Kronprinz Ludwig im Ornat des Hubertusritterordens. 1807, Neue Pinakothek, München.

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